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Fachbeitrag - Autonomiephase

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Fachbeitrag - Autonomiephase

Trotzphase heißt jetzt Autonomiephase ...

„Trotz ist ein Verhalten des Widerstands,
welches sich in hartnäckigem, oft auch von heftigen Gefühlsausbrüchen
begleitetem Beharren auf einer Meinung oder einem Recht äußert.”

Wir alle haben es schon einmal erlebt! Ein Kind wirft sich im Supermarkt auf den Boden, ein anderes Kind wirft mit Essen um sich.

Was für den Betrachter manchmal ganz lustig anzusehen ist, stellt für alle Betroffenen oftmals eine Nervenprobe dar!

Was also passiert eigentlich genau während eines Trotzanfalles?

Ein Trotzanfall ist mit einer durchgebrannten Sicherung zu vergleichen.

Das Ergebnis ist ein Kurzschluss, bei dem sich der aufgestaute Frust sowie damit verbundene Sorgen oder Ängste explosionsartig entladen. Die Ursache erscheint für uns Erwachsene oft klein und unwichtig, ihr Kind wird in dieser Situation jedoch von einem inneren Zorn überwältigt, den es in diesem Moment selbst nicht mehr kontrollieren kann. Deshalb helfen bei Trotzanfällen weder geduldiges auf das Kind Einreden noch Diskussionen oder großartiges Geschimpfe. Für die Eltern ist das einfach eine nervenzehrende Situation, für Ihr Kind aber genauso.

Wann aber beginnt die Autonomiephase und wie erkennen wir sie?

Sie können sicher sein: wenn ihr Kind in der Autonomiephase angekommen ist, dann werden Sie es ganz bestimmt bemerken.

Die allerersten Trotzanfälle haben Kinder teilweise bereits im Babyalter, aber so richtig aktiv werden die kleinen Trotzköpfe erst mit etwa zwei Jahren. Die Kinder beginnen einen eigenen Willen zu entwickeln, also autonom zu werden. Das bedeutet den eigenen Kopf durchzusetzen, koste es was es wolle!

Die Bandbreite von kindlichen Trotzanfällen ist groß. Von sporadischer Bockigkeit über nicht enden wollendes „Ich will aber!“ bis hin zu Wutausbrüchen der Meisterklasse mit hysterischem Geschrei, Treten und Schlagen ist alles möglich.

Die gute Nachricht: Die Autonomiephase lehrt Ihr Kind Durchhaltevermögen und eine angemessene Frustrationstoleranz, und sie geht wieder vorbei!

Für ein Kind ist diese Phase in seiner Entwicklung enorm wichtig!

Die Kinder entwickeln in dieser Zeit Pläne für ihr Leben, die sie dann auch hochmotiviert umsetzen wollen, scheitern dabei jedoch meist an mangelndem Können oder an der Umsetzbarkeit. Mit Patschen bei Schnee in den Kindergarten gehen, mit Klebeband das wackelige Geländer reparieren, fünf Schokoriegel im Supermarkt haben wollen - weil sie doch so gut schmecken. Alles schon erlebt. Geht der Plan dann nicht auf, folgt oft wie auf Knopfdruck ein Trotzanfall.

Ihr Kind lernt in diesen Situationen eine unglaubliche Beharrlichkeit und baut seine Frustrationstoleranz aus.

Es lernt seine Gefühle in den Griff zu bekommen und es übt sich kontinuierlich im Umgang mit Stress. All das ist wichtig für das weitere Leben, insbesondere das Weiterkommen in unserer Gesellschaft.

Für uns Eltern aber ist die Trotzphase in erster Linie kräfteraubend, anstrengend, ärgerlich und manchmal sogar peinlich. Jetzt ist auch die Zeit gekommen, in der unser Umfeld eine Menge Tipps und Hinweise für uns parat hat. Kennen Sie das?

„Du musst dich halt bei deinem Kind so richtig durchsetzen!“
„Früher hätte es so etwas nicht gegeben!“
„Bei mir macht er/sie so etwas nicht. Man muss ihm/ihr einfach zeigen, wer der Stärkere ist!“
„Tja, dein Kind ist einfach nicht erzogen.“
Und, und, und ...

 

Ein guter Tipp von Mutter zu Mutter: schalten sie höflich aber bestimmt auf Durchzug. Jedes Kind ist anders und wer, wenn nicht Sie, ist der Experte für die Gefühle ihres Kindes.

Prof. Dr. Gerald Hüther, Neurobiologe, Autor und Vollblutwissenschaftler, sagte in einem Interview zu diesem Thema auf die Frage, wie Eltern richtig auf einen Trotzanfall ihres Kindes reagieren sollten:

„Wenn das stimmt, was wir da eben herausgearbeitet haben, dann sollten manche Kinder dieses Trotzverhalten weniger stark entwickeln. Und zwar diejenigen, die sich um ihrer selbst willen gemocht und angenommen fühlen. Je besser es also Eltern gelingt, ihrem Kind von Subjekt zu Subjekt zu begegnen und es nicht zum Objekt ihrer Absichten, Bewertungen oder gar Maßnahmen zu machen, desto weniger wird es ihr Kind nötig haben, ihnen zu zeigen, dass es kein Objekt, sondern ein Subjekt ist. Mit einer eigenen Meinung und einem eigenen Willen.“

Was bedeutet das aber jetzt für den Ernstfall?

Stellen Sie sich nun ein Gewitter vor, das sich anbahnt. Es wird dunkel und es donnert, es entlädt sich mit voller Wucht über ihnen und zieht schließlich wieder vorbei. Hier unser „Erste-Hilfe-Regenschirm“, damit Sie gut durch das Unwetter kommen: 

  1. Der Anfall bahnt sich an - Ruhe bewahren!
  2. Haben Sie keine Angst vor dem Unwetter - es verzieht sich ganz bestimmt wieder.
  3. Können Sie die Zeit zurückdrehen, die Türe nochmal schließen, damit ihr Kind sie öffnet? Oder bleiben Sie beharrlich in Situationen, die einfach nicht zu ändern sind!
  4. Der Anfall kommt zum Höhepunkt - immer noch Ruhe bewahren!
  5. Schützen Sie das Kind und die Umgebung, wenn es sich auf den Boden oder mit Möbelstücken werfen möchte.
  6. Immer noch nicht vorbei? Nun keine Diskussionen mehr, das Kind hat sich bereits ausgeklinkt und der Zorn hat das Ruder schon längst übernommen.
  7. Holen Sie das Kind aus der Situation, verlassen Sie gegebenenfalls den Ort des Geschehens.
  8. Trösten, liebhaben, ablenken. 

Denken Sie daran, auch Sie haben diese Zeit durchlebt und viel daraus gelernt. Autonomie3
Bringen Sie Ihrer Mutter heute noch einen Strauß Blumen! 
Möglicherweise hat Sie ihn dringend verdient.

Barbara Hromadko; Pädagogische Leitung im Kindergarten Wildworld

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