Fachbeitrag - Persönlichkeitsentwicklung durch Bewegung

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Fachbeitrag - Persönlichkeitsentwicklung durch Bewegung

Persönlichkeitsentwicklung durch Bewegung

Springen, tanzen, tollen, toben, laufen, rasen, balancieren, dies alles sind körperliche Tätigkeiten, welche Kinder tagtäglich begleiten. 

Das Spiel und die Bewegung stellen Grundbedürfnisse des Kindes dar.

Durch motorische Aktivitäten entdeckt und verändert das Kind sich selbst und seine Umwelt. Die motorische Entwicklung beginnt bereits im Mutterleib. Das Kind baut Muskeln auf, körperliche Abläufe, sowie das Schlucken und Daumenlutschen werden entdeckt und wenn das Kind zur Welt kommt lernt es schon bald gezielt zu greifen, sich zu drehen und zu krabbeln.  So lernt es sich und seine Umwelt ganzheitlich zu erfahren.

 Die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes ist ein ganzheitlicher Prozess. Psychische, kognitive und motorische Bereiche greifen ineinander und beeinflussen sich wechselseitig. 

Das Kind lernt seine Fähigkeiten durch körperliche Aktivitäten kennen.

„Über die Erfahrungen, die das Kind mit seinem Körper macht, entwickelt es ein Bild von den eigenen Fähigkeiten, es erhält eine Vorstellung von seinem ,Selbst´.“ (Flipp 1993)

 Es erlebt Erfolge des Könnens und Misserfolge des Noch-nicht-Könnens. Es erlebt, dass es durch Leistungen etwas bewirken kann und dass es aber auch an Grenzen stößt die es noch nicht zu überwinden vermag.

Im Kleinkindalter ist das Streben nach Selbstständigkeit von zentraler Bedeutung. „Selber machen“ ist ein häufig geäußerter Satz in dieser Zeit. Ob das selbstständige Anziehen, das Putzen der Nase oder das Schneiden des Obstes, dies alles trägt maßgeblich zur Entwicklung einer soliden Persönlichkeit bei.
Durch Bewegungsabläufe erfährt das Kind Freude und es stärkt sein Selbstbewusstsein.

 Der Aufbau des eigenen Ichs wird wesentlich von den Erfahrungen, welche das Kind in seinen ersten Lebensjahren macht, geprägt. Es entwickelt ein Konzept seiner Selbst. So betrachtet es sich selbst als „stark“ oder „schwach“ und definiert Eigenschaften seiner Persönlichkeit. Diese definiert es in Hinblick auf Leistungen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen in seiner Vergangenheit.

„Das Selbstwertgefühl ist fast immer an ihre körperlich-motorischen Fähigkeiten geknüpft.“ (Zimmer 2004)

 Die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte trugen dazu bei, dass der Aktionsradius und Raum für vielfältige Bewegungserfahrungen geschrumpft ist.

 Dem Kindergarten, als erste institutionelle Stufe des Bildungssystems, kommt hierbei eine wichtige Bedeutung zu. Mehr denn je dient er als Erfahrungsraum in dem sich das Kind entfalten kann.
Eltern wie PädagogInnen tragen die Verantwortung zivilisationsbedingten Bewegungsmangel auszugleichen indem dem Kind größtmöglichen/ausreichenden Bewegungs- und somit Entwicklungsfreiraum gegeben wird.

Quellen:

  • Filipp, S.: Selbstkonzeptforschung. Stuttgart: Klett-Cotta 1993
  • Zimmer, R. Handbuch der Bewegungserziehung. Freiburg im Breisgau: Herder 2004

Melanie Marouf-Zeller ist Leiterin im Kindergarten Spielwiese

Kindergartenpädagogin


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